Hallo Zusammen,
mit diesem Artikel möchte ich eine kleine Trilogie starten in der ich euch etwas über den Alltag eines Werkstoffprüfers erzähle.
Dabei werde ich euch zwei Prüfverfahren vorstellen, die wir Azubis bei thyssenkrupp Rasselstein regelmäßig durchführen.
Da wir größtenteils Weißblech herstellen, welches hauptsächlich für Dosen verwendet wird, ist es nicht verwunderlich, dass unsere Prüfungen an 100mm breiten und 1m langen Blechstreifen stattfinden.
Bevor wir nun mit dem Prüfen loslegen schauen wir uns erst mal an woher die Blechtreifen kommen und warum wir die jetzt untersuchen sollen.
Es fing an, als wir für ein Projekt in den USA empfohlen wurden. Dort versucht man eine Spraydose zu entwickeln, die aus nur zwei Teilen zusammengesetzt ist. Normalerweise werden diese Spraydosen aus drei Teilen produziert, nämlich: Boden, Rumpf und Dom (Deckel in dem später das Ventil sitzt). Ziel dieses Projekts ist es Rumpf und Dom in einem Stück zu fertigen. Es fällt also ein Arbeitsschritt weg und das ist natürlich kostengünstiger.
Abbildung 1 Verschiedene Produktionsschritte einer Spraydose
Abbildung 2 Aus einem Napf wird eine Dose “abgestreckt”
Wir haben jedenfalls ein paar Tonnen Versuchsmaterial geschickt. Leider hat das Material nicht die erhofften Ergebnisse erbracht. Die abgestreckten Dosen hatten nicht die gewünschten Maße, weil das Versuchsmaterial nicht die richtigen Verformungseigenschaften hatte. Letztendlich konnten wir aber das Problem auf einen Materialkennwert, den sogenannten r-Wert, eingrenzen.
Normalerweise würden wir einfach an ein paar Stellschrauben in der Produktion drehen und damit wäre das Problem wahrscheinlich gelöst. Aber dieser Vorfall und auch kleinere Zwischenfälle bei anderen Kunden haben gezeigt, dass wir über den r-Wert nicht so viel wissen, wie wir das gerne hätten.
Um das zu ändern, führen wir eine Bestandsaufnahme durch. Das heißt wir sammeln aus der eigenen Produktion Proben von Blechen die auf ähnliche Weise wie das Versuchsmaterial produziert wurden. Dabei sind viele Faktoren wichtig wie zum Beispiel bestimmte Glühtemperaturen, die genaue Dicke oder die chemische Zusammensetzung.
Bis hierhin haben vor allem die Leute an den Anlagen, Kaufleute und Ingenieure an dem Auftrag gearbeitet. Nun sind die Werkstoffprüfer an der Reihe oder in diesem Fall die Werkstoffprüferazubis.
Welche Prüfverfahren wir verwenden und wie es mit dem Auftrag weitergeht erfahrt ihr beim nächsten Mal.
Bis dahin schöne Grüße und viel Erfolg an alle Bewerber
Lennart